Gabriela Wischeropp
Das Leben ist schön!
Oder …?
Wie ist das Leben für Sie? Ganz spontan …
Schön? Anstrengend? Hart? Immer wieder überraschend? Unberechenbar? Leicht? Schwer? Ein Kampf? Ein Geschenk? Ungerecht? Ein Wunder?
Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn? Welche Grundhaltung haben Sie Ihrem Leben gegenüber? Kommen sofort positive Assoziationen? Wunderbar! Sind es eher negative Gefühle, die Sie wahrnehmen? Auch gut. Denn dass Sie Ihren ersten Impuls wahrnehmen und ehrlich zu sich sind, ist schon die halbe Miete zu einer positiven Veränderung. Die andere Hälfte ist die Entscheidung, ob Sie etwas verändern wollen, um Ihre Zufriedenheit zu steigern. Und dann das dazugehörige tun.
Positives Denken hilft?
Positive Gedanken und Gefühle machen glücklich, erfolgreich und lassen uns das Leben genießen. Sie fördern unsere mentale Gesundheit. Positives Denken hat jedoch nichts mit naivem Wunschdenken oder Schönmalerei zu tun. Sondern damit, wie wir Situationen und Ereignisse bewerten und welchen Blickwinkel wir einnehmen. Es geht nicht darum, Negatives auszublenden, sondern sich emotional davon nicht ‘runter ziehen zu lassen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass glücklich sein nur zu circa zehn Prozent von unseren Umständen abhängt. Wichtiger ist, wie wir über Situationen und Menschen denken und welche Haltung wir haben. Entsprechend fühlen wir. Und unser emotionaler Zustand ist entscheidend für unsere körperliche wie seelische Gesundheit.
Wenn wir zufrieden und glücklich leben wollen, heißt das, unsere Wahrnehmung bewusst zu lenken. Weg von Defiziten, Mängel, Risiken, Frustrationen, Ärger oder Opferhaltung hin zu den Möglichkeiten, Chancen, Wunderbarem und Handlungsalternativen zur Selbstermächtigung. Statt Probleme Herausforderungen sehen. Sicher, das haben Sie wahrscheinlich schon oft gehört und gelesen. Doch tun Sie es auch? Und zwar nicht nur im Kopf, sondern mit Ihrem ganzen Sein? Denn genau das ist das Entscheidende: Dass positive Gedanken nicht nur im Kopf bleiben, sondern ihren Weg in Ihr Gefühl und Ihren Körper finden. Erst dann findet wirkliche Veränderung statt. Das Denken bewusst in eine Richtung zu lenken, die gesund für uns ist, ist nur der erste wichtige Schritt!
Denken gehört zu unserem Erleben. Was und wie wir denken bestimmt unser Handeln, unsere Entscheidungen, unsere Beziehungen, unseren Charakter, ja unser gesamtes Leben. Je unbewusster, wir das tun, desto mehr steuern uns unsere Gedanken und Emotionen, führen scheinbar ein Eigenleben und sind nur sehr schwer zu kontrollieren. In diesem Fall sind wir – frei nach Schopenhauer – das Produkt unserer Gedanken und Emotionen. Wollen wir jedoch Gestalter:in unseres Lebens sein, gilt es, Gedanken und Emotionen zum Produkt unserer mental gesunden Haltung zu machen.
Und wenn wir an unserer Haltung arbeiten wollen, heißt es, achtsam mit den eigenen Gedanken und Gefühlen zu sein. Werte und Glaubenssätze zu reflektieren. Sie in Frage zu stellen. In Erwägung zu ziehen, dass diese verändert werden können. Perspektiven zu erweitern. Henry Ford hat einmal gesagt, ob Sie denken, Sie können es oder ob Sie denken, Sie können es nicht – Sie werden jedes Mal Recht behalten.
Unsere Haltung bestimmt darüber, ob wir unser Leben als Geschenk und mit Freude erleben. Auch trotz allen Unbills und Krisen, die es eben auch gibt.
Die Krux: Unsere Werte und Glaubenssätze begleiten uns ein Leben lang. Wir identifizieren uns mit ihnen. Hängen emotional daran, weil sie uns vertraut sind. Weil wir uns dadurch spüren. Wer sind wir denn noch, wenn wir plötzlich nicht mehr glauben würden, dass harte Arbeit uns zum Erfolg führt. Oder dass wir es allen recht machen müssen. Oder dass wir ständig Verantwortung übernehmen müssen. Oder dass unsere Entscheidungen doch immer verkehrt sind. Oder dass wir im Supermarkt sowieso immer an der Kasse anstehen, an der es länger dauert. Dass reiche Menschen und Politiker korrupt sind. Dass vegan leben besser ist. Dass gute Noten in der Schule wichtig für das Leben sind – obwohl man in der Schule ja doch nichts fürs Leben lernt. Oder oder oder …
Und noch schlimmer: Was würden wir dann tun? Wie handeln? Unsere Glaubenssätze sind für uns Richtlinien. Sie sagen uns, wie die Welt funktioniert und was wir tun müssen, um darin zurecht zu kommen. Wie wir uns zu fühlen und zu entscheiden haben. Was, wenn diese Regeln plötzlich nicht mehr gelten sollen? Wenn nicht harte Arbeit zum Erfolg führt, sondern die Idee, dass wir es einfach wert sind, erfolgreich zu sein. Wenn wir auch mal an uns selbst denken, nicht die Erwartungen anderer erfüllen und uns das sogar noch Respekt einbringt. Wenn wir anderen Menschen Verantwortung überlassen und feststellen, dass andere das auch tragen können. Wenn unsere Entscheidungen einfach die Bestmöglichen in der jeweiligen Situation sind. Wenn die Schlange an der Kasse im Supermarkt, in der wir stehen, die schnellere ist. Wenn es auch reiche Menschen und Politiker gibt, die werteorientiert und moralisch sind. Wenn Fleisch essen ebenfalls gut ist. Wenn gute Noten in der Schule keinen Einfluss auf das Leben haben, sondern die innere Haltung und mentale Gesundheit. Wenn wenn wenn …
Stellen Sie sich doch mal einen Ihrer negativen Glaubenssätze vor und spielen Sie mal hypothetisch durch, wie es wäre, wenn er nicht stimmt. Wie fühlt sich das an? Komisch? Ungewohnt? Leer? Seltsam? Unangenehm?
Veränderung bedeutet immer, die vertrauten Pfade zu verlassen. Denn nur dann schaffen wir Platz für Neues. Diesen Übergang auszuhalten ist schwer. Was hilft: der Anfängergeist. Wechseln Sie die Perspektive. Weg von dem unsicheren, weil unvertrauten Gefühl, hin zu spannenden und interessanten Erlebnissen. Seien Sie neugierig auf das, was kommt. Freuen Sie sich auf neue Erfahrungen. Spüren Sie das innere Abenteuer. Seien Sie ganz im Geschehen, im Prozess und nicht schon in irgendeinem Ziel. Im Hier und Jetzt. Im Sein. Spielen Sie damit. Sie können jederzeit wieder in Ihre vertrauten Muster zurück und jederzeit auch wieder aus diesen heraustreten. Fühlen Sie sich frei. Und erweitern Sie Ihre inneren Muster.
Das Leben ist schön!
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