Vom schlechten Gewissen zur inneren Befreiung:

Wie Sie aus Ihrem schlechten Gewissen ein gesundes machen!

Schlechtes-Gewissen-Emotionale-Intelligenz

Haben Sie schon mal einen Termin oder eine Verabredung kurzfristig abgesagt und sich dabei unwohl gefühlt? Kennen Sie das unangenehme Gefühl, einem Menschen oder einem Tier nicht gerecht zu werden, weil Sie ihm oder ihr nicht genügend Aufmerksamkeit, Unterstützung oder Zeit schenken? Sollten Sie eigentlich gesünder leben? Können Sie Nein sagen? Und wenn ja, wie fühlen Sie sich dabei?

Das Gefühl eines schlechten Gewissens kennen wir alle. Ein schlechtes Gewissen bedeutet, sich schuldig zu fühlen. Doch hat das eigentlich einen Sinn? Und können wir uns davon befreien?

Ich nehme es schon einmal vorweg: Ja, das geht!

Wie ein schlechtes Gewissen entsteht.

Ein schlechtes Gewissen entsteht dann, wenn wir das Gefühl haben, etwas Falsches getan oder unsere eigenen moralischen Standards, unsere Werte verletzt zu haben. Wenn wir gegen unsere eigenen persönlichen Überzeugungen handeln und somit unsere eigenen Erwartungen nicht erfüllen.

Ist Ihnen beispielsweise Pünktlichkeit sehr wichtig und schaffen Sie es nicht, zur vereinbarten Uhrzeit zu erscheinen – schwupps, schon ist das schlechte Gewissen da.

Sie haben einem Kollegen eine Zusage gemacht? Werden aber plötzlich krank und können diese nicht mehr halten? Oder stellen fest, dass Ihre Zeit nicht reicht? – Dann „verstoßen“ Sie gegen Ihren Wert verlässlich zu sein. Schon wieder ein Fall für das schlechte Gewissen.

Und natürlich, wenn wir anderen Menschen auf irgendeine Weise Schaden zufügen. Sei es physisch, emotional oder finanziell, ob absichtlich oder nicht, führt dies in der Regel zu einem schlechten Gewissen. Spätestens dann, wenn wir uns in den anderen hineinversetzen und erkennen, dass unser Tun negative Konsequenzen hatte.

Auch soziale Normen, Gesetze, Erwartungen, Regeln oder Werte anderer haben einen solchen Stellenwert. Entweder, weil wir einen Sinn darin sehen, weil wir die dahinter stehende Autorität anerkennen, oder weil wir unangenehme Konsequenzen bei Nicht-Beachtung befürchten. Halten wir also diese Regeln nicht ein, rufen wir unser schlechtes Gewissen wieder auf den Plan.

Verkehrsregeln? Während sich manche Menschen partout nicht auf Behindertenparkplätze stellen, nutzen andere jeden Parkplatz, der sich bietet.

Die Chefin stellt Vorschriften für die Arbeit auf? Für die einen ist es selbstverständlich, sich daran zu halten. Für die anderen sind es nur Vorschläge.

Umweltschützer wollen das Plastik abschaffen? Viele Menschen finden das absolut richtig und verwenden gar kein Plastik mehr. Andere behaupten, nicht das Plastik sei das Problem, sondern die mangelhafte Entsorgung. Soll das doch die Industrie oder Politik in den Griff bekommen.

Bei letzteren stellt sich deshalb kein schlechtes Gewissen ein, weil sie sich mit den Werten dahinter nicht identifizieren. Für die jeweils Erstgenannten macht sich dagegen sofort ein schlechtes Gewissen breit, wenn sie mal von den Regeln abweichen. Das wird dann zwar rational begründet und gerechtfertigt, doch das unangenehme Gefühl bleibt. Ob nur kurzzeitig oder als permanentes Hintergrundrauschen.

Ein beliebtes Beispiel sind die Erwartungen unserer Eltern. Wenn wir glauben, diese nicht zu erfüllen, kann es ein ständiges, unterbewusstes schlechtes Gewissen geben. Vielleicht war ihr Wunsch, dass wir eine sichere Beamtenlaufbahn einschlagen, aber wir kämpfen uns stattdessen durch die Selbstständigkeit? Statt in die Fußstapfen des Vaters zu treten und Medizin zu studieren, sind wir Handwerker geworden? 

Es spielt überhaupt keine Rolle, ob es „objektiv gesehen“, wirklich einen Grund für ein schlechtes Gewissen gibt. Es muss längst nicht immer rational oder situativ angemessen sein. Es reicht, wenn wir das Gefühl haben, etwas „falsch“ gemacht zu haben.

Der Nutzen eines schlechten Gewissens.

Psychologisch gesehen, wird das schlechte Gewissen oft schön geredet und meist dahingehend argumentiert, dass ein schlechtes Gewissen sehr nützlich sein kann. Denn es zeigt uns, dass wir mit uns, mit Menschen oder Situationen anders umgehen sollten, als wir es gerade tun. Dass wir das Schuldgefühl als Fingerzeig nehmen sollen, endlich mal wieder zu Hause anzurufen, die aufgeschobene Steuer zu erledigen oder wieder mehr Sport zu treiben. Dass es ein Warnhinweis ist, das eigene Verhalten zu „verbessern“. Als Moralapostel, der sich meldet, um uns auf den „richtigen“ Weg zu führen.

Doch was bringt uns ein schlechtes Gewissen wirklich? Die soziale Komponente, die es beinhaltet, weil wir vielleicht glauben, uns zu wenig um andere zu kümmern, können wir auch anderes finden. Um ungeliebte Arbeiten endlich zu erledigen, sind andere Ressourcen nutzbar. Und um gesünder zu leben, braucht es ebenfalls andere Fähigkeiten.

Ein schlechtes Gewissen macht nicht wirklich Sinn. Und es schadet unserem Organismus und unserer Seele. Schuldgefühle verursachen Stress. Und Stress belastet unseren Körper, unseren Geist und unsere Psyche. Wir können es Jahre aushalten, zu viel Fastfood zu essen, zu wenig Sport zu treiben, zu viel Fernsehen zu schauen, unangenehme Aufgaben auf die letzte Bank zu schieben, Monate verstreichen zu lassen, unsere Eltern oder Freunde endlich anzurufen. Dabei lernen wir super mit unserem schlechten Gewissen zu leben. Es richtet sich mit der Zeit als unangenehmes Hintergrundrauschen in unserem Unterbewusstsein ein und wird zu einem gewohnten Gefühl.

Aber auch ein punktuell schlechtes Gewissen, braucht niemand. Denn wem nutzt es denn eigentlich, wenn wir uns schuldig fühlen?

Vom Umgang mit einem schlechten Gewissen.

Wenn wir ein schlechtes Gewissen gegenüber anderen Menschen haben, stellen wir deren Wohl über unser eigenes. Sie konnten nicht pünktlich sein? Sie haben eine Zusage nicht einhalten können? Dafür hatten Sie Ihre Gründe. Gehen Sie nachsichtig mit sich um. Natürlich können Sie es beim nächsten Mal anders machen. Das steht Ihnen frei. Doch was bringt es, sich zusätzlich auch noch ein schlechtes Gewissen zu machen? Was ändert das?

Natürlich. Der Kopf weiß das. Und oft bleibt dieses Wissen im Kopf hängen, es fällt aber nicht in unser Gefühl und in unseren Körper. Erst, wenn wir es auch wirklich spüren, kann sich etwas verändern. Nun sind wir es jahrzehntelang gewohnt, in bestimmten Situationen ein schlechtes Gewissen zu entwickeln und werden das vielleicht auch nicht von heute auf morgen los. Wenn Sie aber gern ohne schlechtes Gewissen leben möchten, dann können Sie das trainieren.

Sie merken, dass Ihr schlechtes Gewissen sich wieder breit macht? Dann ändern Sie Ihre Strategie. Das bedeutet, eine neue Haltung sich selbst gegenüber einzunehmen. Neugierig zu sein. Was passiert da gerade in Ihnen? Schauen Sie mal wert- und urteilsfrei hin. Horchen Sie in sich hinein. Ist gerade eine andere Person oder eine Aufgabe wichtiger als Sie selbst? Wen oder was bewerten Sie höher?

Was auch immer Sie wahrnehmen. Akzeptieren Sie es erst einmal so, wie es gerade ist und lösen Sie sich von dem Wunsch, sofort etwas verändern zu wollen oder das schlechte Gefühl zu verdrängen. Nehmen Sie an, was da ist.

Die ultimative Lösung: Liebe.

Und zwar allumfassende: Die Liebe zu sich selbst. Die Liebe zu unseren Mitmenschen. Die Liebe zur Natur. Die Liebe zu Lebewesen generell. Die Liebe zum Leben.

Zu pathetisch? Zu esoterisch? Zu einfach? Zu kompliziert?

Vielleicht spricht Sie folgende Formel eher an: Selbstliebe + Sozialkompetenz = Emotionale Intelligenz.

Je höher unsere Emotionale Intelligenz ist, desto weniger „brauchen“ wir ein schlechtes Gewissen zu haben. Selbstliebe bedeutet, dass wir uns selbst bedingungslos lieben! Mit unseren Stärken, unseren Schwächen, unseren Entscheidungen, unseren Prioritäten, unseren Gefühlen. So, wie diese im jeweiligen Augenblick da sind. Dies geht weit über Akzeptanz hinaus. Anfänglich reicht es aber schon, wenn wir spüren, dass wir zum jeweiligen Zeitpunkt das Beste gegeben haben, was uns gerade zur Verfügung stand und nachsichtig sowie gütig mit uns umgehen. Uns selbst in die Arme nehmen.

Selbstliebe hat nichts mit Egoismus oder Narzissmus zu tun. Wenn Selbstliebe mit Sozialkompetenz gepaart ist, besteht keine Gefahr, eigennützig, habgierig oder herzlos zu werden.

Umgekehrt hilft uns die Selbstliebe, andere nicht ständig für wichtiger zu nehmen als uns selbst. Dass wir uns nicht aufopfern, selbstlos oder altruistisch sind. Nicht immer Ja sagen, obwohl wir lieber Nein sagen würden.

Die Kunst besteht darin, eine gesunde Balance zwischen der Selbstliebe und der Sozialkompetenz zu leben. Das ist die Herausforderung. Und das mag nicht immer gelingen. Aber so ist das eben. Wenn es Situationen gab, in denen was schief gelaufen ist, dürfen wir diese selbstverständlich reflektieren. Sollten es oft sogar. Auch darf der Vorsatz gefasst werden, es beim nächsten Mal anders zu machen. (Nicht besser, denn das beinhaltet ja schon wieder ein Urteil, was das schlechte Gewissen nur zu gern füttert.)

Eine Voraussetzung dafür ist, dass wir uns immer mehr kennenlernen und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Denn je besser wir uns selbst kennen, je selbstverantwortlicher und selbstbestimmter wir handeln, desto öfter schaffen wir diese Balance. Und dann braucht es kein schlechtes Gewissen mehr.

Wenn Sie also das nächste Mal ein schlechtes Gewissen haben, versuchen Sie doch mal in die Selbstliebe zu gehen. Dieses Gefühl wirklich zu spüren. Ihr Unterbewusstsein und Ihren Körper mit bedingungsloser Liebe für sich selbst zu fluten. Das fühlt sich nicht nur gut an, das ist auch gesund. Denn Sie verändern damit die Chemie in Ihrem Körper. Statt Stresshormone regen Sie immunstärkende Prozesse an. Und wenn Sie sich körperlich, mental und seelisch ausgeglichener fühlen, sind Sie leistungsstärker, sozialer, empathischer und kommunikativer. Dann braucht es keinen Moralapostel, keinen Fingerzeig und keinen Mahner mehr, die uns darauf aufmerksam machen, dass wir uns auch um andere kümmern sollten. Dann geschieht das aus einer natürlichen, inneren Haltung heraus. Authentischer, ehrlicher und liebevoller.

Viel Spaß dabei! Ich wünsche Ihnen tolle, neue Erfahrungen!

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