Gesund führen kann nur, wer sich auch selbst gesund führen kann. Und das bedeutet, sich selbst möglichst gut zu kennen und ein gesundes Selbstmanagement zu haben. Hierzu gehört auch der Umgang mit den eigenen Glaubenssätzen.
Glaubenssätze sind unsere Überzeugungen, wie wir selbst und die ganze Welt funktionieren. Sie stellen für uns eine „objektive“ Wirklichkeit dar, obwohl sie in Wirklichkeit eher mit einer Brille oder einem Filter vergleichbar sind, durch die wir uns, unsere Mitmenschen und unsere Umwelt wahrnehmen. Glaubenssätze sind Regeln, die uns erklären, was wir zu tun haben, wie wir uns verhalten müssen und wann bzw. warum bestimmte Ereignisse eintreten. Einfach ausgedrückt, erklären sie, wie wir selbst, andere Menschen, die Gesellschaft, ja die ganze Welt tickt. Konkrete Beispiele finden Sie weiter unten.
Glaubenssätze helfen uns dabei, uns zu orientieren und unser Leben zu organisieren. Sie haben immer einen Nutzen und sind eng mit unseren Werten verbunden.
Glaubenssätze entstehen aus unseren Erlebnissen und Erfahrungen. Tief verwurzelt haben sich beispielsweise Glaubenssätze aus unserer Kindheit. Aussagen und Sätze, die wir von unseren Eltern oder anderen nahe stehenden Menschen regelmäßig gehört haben. Auch Lehrer, Freunde oder Medien nahmen und nehmen noch immer einen großen Einfluss, genauso wie von uns gemachte Erfahrungen.
Generell lassen sich Glaubenssätze in stärkende und schwächende Glaubenssätze unterscheiden und zeigen Gedankenmuster auf. Ganz wichtig: Sie sind immer subjektiv. Auch, wenn wir glauben, dass unsere Sicht für alle gelten muss. Letztlich hat jeder von uns seine eigenen, individuellen Wahrheiten. Wenn Frau Müller glaubt, die Welt sei grundsätzlich schlecht und Frau Meier davon überzeugt ist, dass die Welt voller Liebe ist. Wer von beiden hat dann Recht? Voraussichtlich werden beide Damen ihre Wahrnehmung so ausrichten, dass sie ihren jeweiligen Glaubenssatz bestätigt sehen. Selbst, wenn Frau Müller Freundlichkeit erfährt und Frau Meier auf einen Betrüger herein fällt, werden beide es als Ausnahme von der Regel betrachten und sofort wieder andere Situationen sehen, die ihre wirkliche Überzeugung beweisen. So sind wir alle. Das Problem: Negative Glaubenssätze versetzen uns in Stress, setzen uns unter Druck und schwächen auf Dauer unsere Gesundheit. Sie rauben uns Energie und machen uns klein. Frau Meier wird sicher ein glücklicheres Leben führen als Frau Müller. Egal, ob ihre Sicht auf die Dinge stimmt oder nicht.
Wer sich und andere gesund führen will, tut also gut daran, sich seine negativen Gedankenmuster bewusst zu machen und zu verändern.
Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie die Sätze gelesen haben? Haben Sie bei einigen zugestimmt? Bei anderen spontan gedacht, das ist aber falsch? Das Interessante daran: Es gibt bei Glaubenssätze kein richtig oder falsch. Glaubenssätze funktionieren immer – und zwar für denjenigen, der sie für wahr hält! Das liegt daran, dass wir Menschen Filter haben, durch die wir die Welt und die Geschehnisse um uns herum wahrnehmen. Wir können Dinge ausblenden oder verstärkt wahrnehmen. In diesem Sinne gibt es keine objektive Wirklichkeit.
Schauen wir uns jetzt speziell das Thema Führung an. Glaubenssätze prägen Ihre Haltung und Ihr Verhalten. Ihr Mindset bestimmt, wie Sie mit anderen und mit sich selbst umgehen. Haben Sie innere Antreiber, die Sie unter Druck setzen? Wenn wir unter Druck stehen, sind wir im Stress und unsere sozialen Fähigkeiten, wie Kommunikationskompetenz, klares Denken und Empathie, leiden. Gesunde Selbstführung und gesunde Führung können dann kaum stattfinden.
Stellen Sie sich vor, wie jemand führt, der den Glaubenssatz hat, dass „Menschen von Natur aus faul sind und ungern arbeiten“.
Und nun im Gegensatz dazu jemanden, der davon überzeugt ist, dass „Menschen produktiv sind und gern arbeiten, wenn sie einen Sinn in dem sehen, was sie tun und gute Arbeitsbedingungen haben“.
Schauen Sie sich mal die nachfolgenden Beispielsätze an. Unter welchem Chef würden Sie lieber arbeiten? Welche Haltung trifft eher auf Sie zu?
„Fehler zu machen ist menschlich. Wahre Größe zeigt sich darin, offen mit Fehlern/Schwächen umzugehen.“
Sicher fallen Ihnen auch noch andere Beispiele ein.
Glaubenssätze, die Sie stärken und die auch eine wohlwollende Haltung anderen gegenüber haben, sollten Sie natürlich beibehalten und vielleicht noch bewusster nutzen. Wenn Sie jedoch schwächende Glaubenssätze finden, die Sie gern ändern möchten, haben Sie zwei Möglichkeiten:
Überlegen Sie, welchen Nutzen Ihr Glaubenssatz hat. Wenn Sie bis zum Ende denken, finden Sie immer eine positive Absicht dahinter. Beispielsweise „Ich muss meine Mitarbeiter immer kontrollieren, sonst erledigen sie ihre Arbeit nicht.“ Dahinter kann der Wunsch nach Effizienz, Produktivität und Erfolg stehen und die Verknüpfung einer Schlussfolgerung: Mein Team ist nur dann effizient oder produktiv, wenn ich es ständig kontrolliere. Das heißt, der Nutzen ist sehr erstrebenswert, nur die gewählte Strategie kann auf Dauer für alle Beteiligten ganz schön anstrengend sein.
Es gilt also, denselben Nutzen mit einer anderen Vorgehensweise zu erreichen. Einen Weg zu gehen, der gesünder ist.
Wenn Sie den Nutzen gefunden haben, formulieren Sie den Glaubenssatz um und überlegen neue Strategien. Aber Vorsicht: Nur allzu gern stellen wir uns dabei selbst Fallen. So sollten beispielsweise Worte wie „nicht“ oder „kein“ nicht vorkommen, da Sie die schwächenden Schlüsselworte meist trotzdem behalten und verstärkt werden. Im obigen Beispiel sollte es also nicht heißen „keine Kontrolle mehr auszuüben“, sondern eher „Ich vertraue meinen Mitarbeitern und mein Team ist produktiv und erfolgreich.“ Fühlt sich wahrscheinlich seltsam an, wenn Kontrolle mit Vertrauen getauscht werden soll. Aber das ist das Interessante daran. Denn es soll ja eine schwächende Eigenschaft durch eine stärkende ersetzt werden. Und das ist natürlich erst mal ungewohnt und löst Widerstände aus.
Nehmen Sie sich ein paar Sekunden Zeit, sich tatsächlich mal in diesen Satz hinein zu fühlen und damit den Nutzen zu verknüpfen: Auch mit Vertrauen kann Effizienz und Produktivität erreicht werden. Vielleicht auch damit, Aufgaben zu delegieren. Was würde sich verändern, wenn dieser Glaubenssatz wahr wäre? Aber denken Sie daran, Glaubenssätze sind immer individuell und subjektiv. Sie müssen auch nicht gleich eine 180-Grad-Wende machen. Spielen Sie mit neuen Glaubenssätzen und lassen Sie sie einfach mal wirken.
Wenn Sie wirklich neue Glaubenssätze installieren wollen, gehen Sie immer auch in die jeweilige Emotion hinein. Allein über das Denken dauert es deutlich länger. Das liegt daran, dass unsere Glaubenssätze sich in neuronalen Netzen im Gehirn verfestigt haben.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Glaubenssätze bestimmte Hirnregionen aktivieren. Wenn Sie tief sitzende Muster auflösen wollen, müssen sich diese neuronalen Netze abbauen und neue aufbauen. Das geht schneller, je öfter und intensiver Sie die dazugehörigen Emotionen empfinden. Also beispielsweise das Vertrauen wirklich fühlen.
Auch, wenn Sie noch nicht die neue innere Überzeugung so verinnerlicht haben, wie Sie es sich wünschen, tun Sie so als ob! Schlüpfen Sie in eine neue Rolle und probieren Sie aus, wie es sein könnte. Auch das hat direkten Einfluss auf Ihr Gehirn. Sich selbst umzuprogrammieren, erfordert regelmäßiges Üben!
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Gabriela Wischeropp
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