Was gesunde Führung mit der inneren Haltung zu tun hat.

Führung, Haltung und Glaubenssätze hängen eng miteinander zusammen.

Gesunde-Führung-Haltung

Was sollte eine Führungskraft nicht alles sein: bodenständiger Visionär, kreativer Analytiker, durchsetzungsfähiger Empath, konfliktlösender Motivationsexperte, kommunikativer Fachexperte … mit einem demokratischen und kooperativen Führungsstil, aber auch mal autoritär und bürokratisch … mit unternehmerischen Denken und entscheidungsfreudiger Kompromissbereitschaft …

Selbst, wer es schafft all dies in sich zu vereinen, die besten Fähigkeiten, Techniken und Eigenschaften in sind jedoch nur dann wirklich erfolgreich, wenn es auch eine solide und gute Grundlage dafür gibt: die innere Haltung!

Die Haltung entscheidet darüber, wie eine Führungskraft ihre Mitarbeiter motiviert und ob sie anerkannt wird oder nicht. Dabei muss er oder sie übrigens noch lange nicht gemocht werden. Respekt und Anerkennung bringen die Mitarbeiter einem Menschen davon unabhängig entgegen. Berühmtes Beispiel ist Steve Jobs. Präsenz, Auftreten und Haltung nötigten viele Menschen Respekt ab, beliebt bei allen war er deswegen jedoch noch lange nicht. Zusätzlich aber Sympathieträger zu sein, unterstützt natürlich die Zusammenarbeit und hängt wiederum direkt von der jeweiligen Haltung ab.

Die „richtige“ Haltung

In unserer heutigen VUCA-Welt, wo viele Menschen unsicher, überfordert und zukunftsängstlich sind, braucht es Führungskräfte, die Orientierung und Sicherheit geben. Und gleichzeitig auch noch menschlich sind. Es sollte nicht nur darum gehen, zu überleben, sondern bestenfalls sogar Menschen mitzureißen, zu begeistern und zu Höchstleistungen anzuspornen. Eine authentische Haltung ist dafür Voraussetzung. Damit Menschen sich führen lassen, braucht es eine glaubwürdige Führungspersönlichkeit, zu der die Mitarbeiter Vertrauen haben. Optimalerweise sollte die Führungskraft ein solides, humanistisches Wertegerüst haben, das gleichzeitig Raum für Flexibilität lässt, um situativ passend auf Menschen und Umstände reagieren zu können. Das steht und fällt mit der inneren Haltung.

Drei Elemente prägen die innere Haltung:

1. Die Menschliche Grundposition

Sie beschreibt, wie Menschen sich selbst und andere erleben, welches Menschenbild sie haben, wie sie mit Problemen umgehen und Ziele erreichen. Nach der Transaktionsanalyse lassen sich vier Positionen unterscheiden, die das jeweilige Menschenbild spiegeln. Vereinfacht gesagt, geht es darum, ob man sich und andere generell als „in Ordnung und wertvoll“ wahrnimmt, oder eben nicht:

  • Jemand mit der Lebensgrundposition „Ich bin OK. Du bist OK.“ Wird mit sich und anderen tendenziell wertschätzend umgehen. Selbst- und Fremdreflexion findet relativ urteilsfrei statt. Lösungsorientiertes Handeln ist bei dieser Grundposition stark ausgeprägt. Es findet Begegnung auf Augenhöhe statt, unabhängig von den jeweiligen Hierarchie.
  • Jemand mit einer Lebensgrundposition „Ich bin OK. Du bist nicht OK.“ geht tendenziell eher abwertend mit Menschen um, stellt sich selbst aber kaum infrage. Lösungsorientierung ist eher eingeschränkt. Die Person erhöht sich gern über andere Menschen, unabhängig von der Hierarchie. Dadurch kann es zu (un)bewussten Spannungen kommen. Denn die wenigsten Menschen mögen es, wenn auf sie herab geblickt wird. „Der hält sich wohl für was Besseres.“ sind da ganz typische Sätze. Je nachdem, welche hierarchische Struktur die Beteiligten inne haben, kann dies noch zusätzliches Konfliktpotenzial bergen. Blickt ein Mitarbeiter gar auf seinen Chef herunter, wird es ganz besonders spannend.
  • Jemand mit einer Lebensgrundposition „Ich bin nicht OK. Du bist OK.“ wertet sich selbst ab und gibt sich gern die Schuld an Missständen. Lösungsorientierung ist stark eingeschränkt. Das Handeln ist eher reaktiv statt proaktiv. Führungskräfte, die zu einem Minderwertigkeitsgefühl tendieren, werden von ihren Mitarbeitern weniger in ihrer Position respektiert.
  • Jemand mit der Lebensgrundposition „Ich bin nicht OK. Du bist nicht OK.“ hat eine negative Einstellung sich und anderen gegenüber. Abwertung aller Beteiligten ist die Regel. Diese Haltung führt letztlich am stärksten zu einer dauerhaften psychischen Belastung, die Gesundheit schwächt und in eine körperliche oder seelische Krankheit führen kann.

Grundsätzlich bewegen wir uns alle mal in der einen oder anderen Position, abhängig davon, welche Situation gerade vorherrscht, wie unsere Tagesverfassung ist und welche Menschen beteiligt sind. Ebenso kann dies auch ganze Gruppenprozesse prägen. Abteilungen können jahrelang in einer dieser Positionen verharren. Ein klassisches Beispiel sind Fußballspiele. Ob Sie nur vor dem Fernseher sitzen oder sich in einem Verein engagieren. Sobald Sie für ein Team sind, sind sie automatisch gegen das andere und nehmen die Position „Ich/Wir sind OK. Die anderen sind NICHT OK.“ ein. Oder Sie befinden sich in einem Sprachkurs, in dem alle bereits perfekt die neue Fremdsprache beherrschen, nur Sie noch nicht. Da kann sich ein Gefühl von „Ich bin NICHT OK. Die anderen sind OK.“ einstellen. Entscheidend für die generelle innere Haltung, für Authentizität und Glaubwürdigkeit ist jedoch die tief verankerte Grundposition, die ein Mensch hat. 

2. Die Glaubenssätze

Glaubenssätze helfen uns dabei, uns zu orientieren und unser Leben zu organisieren. Sie haben immer einen Nutzen und sind unsere Überzeugungen, wie wir selbst und die ganze Welt funktionieren. Generell lassen sich Glaubenssätze in stärkende und schwächende Glaubenssätze unterscheiden und zeigen Gedankenmuster auf. Sie regeln den Umgang mit uns selbst und mit anderen. Beispiele und weitere Hintergrundinfos zu Glaubenssätze finden Sie in meinem Blog unter https://gabrielawischeropp.de/gesunde-fuehrung-und-die-macht-der-glaubenssaetze.

3. Die Werte

Unsere Werte sind die Grundlage für unser Verhalten und für unsere Entscheidungen, ob bewusst oder unbewusst. Sie prägen unseren Charakter und unsere emotionalen Zustände. Können wir unsere Werte größtenteils leben, fühlen wir uns gut. Sind wir mit Menschen zusammen, die andere, eventuell sogar gegenteilige Werte haben, kommt es schnell zu Spannungen oder Konflikten. Oft geht damit auch eine Abwertung der anderen Person einher, weil wir unsere Werte als „besser“ oder „wichtiger“ erachten. Toleranz und Akzeptanz, ja Menschenliebe, hängt aber maßgeblich damit zusammen, ob wir die Werte anderer als gleichrangig und eben nur „anders“ betrachten.

Gleiches gilt sogar im Umgang mit uns selbst. Immer wieder müssen wir Entscheidungen treffen, in denen vielleicht zwei Werte, die uns wichtig sind, aufeinander prallen, beispielsweise Sicherheit und Freiheit. Dann müssen wir gewichten. Je nach Situation kann sich die Werte-Hierarchie ändern.

Führungskräfte, die klare Werte haben und diese auch leben, sind authentisch, glaubwürdig und transparent. Sie können begründen, warum sie in bestimmten Situationen von ihren „normalen“ Werten abweichen bzw. welche Werte-Hierarchie sie haben. 

Ein wichtiger „Nebeneffekt“: Passen die Werte zum Unternehmen, gibt es also eine Kongruenz zwischen Unternehmen und Führung, gibt das Orientierung und Klarheit für die Mitarbeiter. Steht das Unternehmen beispielsweise für Innovation und Entwicklung, die Führungskraft priorisiert aber die Werte Stabilität und Sicherheit, folgt daraus meist ein Führungskonflikt, der sich auf die Mitarbeiter auswirkt. 

Beispiele für Bedürfnisse und Werte:

Ganz einfach gesagt, lässt sich das alles so zusammenfassen: Haltung gibt Halt. Haltung prägt Beziehungen. Haltung fördert oder schwächt Gesundheit. Eine Haltung zu haben, die mit Abwertung und ständiger Kritik einhergeht, versetzt alle Beteiligten in Stress und schadet auf Dauer der Gesundheit. Umgekehrt fördert ein wertschätzender Habitus und stärken- wie lösungsorientierte Führung die Gesundheit. Nachweislich lässt sich dies sogar messen: Chemisch beispielsweise durch die Ausschüttung von Neurotransmitter und Hormone, wie Serotonin oder Cortisol, als auch elektronisch durch die Veränderung der Herz- und Gehirnfrequenzen.

Eigentlich nichts Neues. Interessant ist jedoch, welche Ursachen es für die jeweilige Haltung gibt und wie man diese verändern kann, wenn sie ungesund ist.

Praxistipps: So können Sie Ihre innere Haltung reflektieren und verändern.

Eine innere Haltung zu verändern, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Doch wer sich dieser Herausforderung stellt, kann nur gewinnen. Die Kunst ist, sich seiner Haltung bewusst zu sein und diese wertfrei anzunehmen. Auch, wenn einem nicht unbedingt gefällt, was da auftaucht. Aber was da ist, ist nun mal da. Wahrnehmung ohne Wertung schafft Distanz. Distanz reduziert das Stressempfinden und schafft Raum für neue Möglichkeiten.

Selbstreflexion

  • Was ist Ihnen wirklich wichtig? Welche Werte haben Sie?
  • Handeln Sie nach diesen Werten? Wenn nein, wann und warum nicht? Liegt ein anderer Wert dahinter? Oder gibt es einen Glaubenssatz, der Sie von Ihrem Wert abgebracht hat?
  • Stimmen Ihre Werte mit den Unternehmenswerten überein?
  • Wofür stehen Sie?
  • Was motiviert Sie?
  • Wodurch zeichnet sich für Sie glaubwürdiges Handeln aus?
  • Wann sind Sie glaubwürdig und authentisch?
  • Haben Sie Vorbilder? Wenn ja, welche und warum?
  • Welche Gedanken haben Sie? Wie reden Sie innerlich mit sich selbst, über andere? Ihre Gedankenmuster spiegeln Ihre innere Haltung wider.
  • Haben Sie wirkliches Interesse an anderen Menschen?
  • Mögen Sie Menschen?
    Sind Sie offen und neugierig auf andere Menschen?
  • Können Sie die Meinung anderer stehen lassen? Wann? Wann nicht?


Wachstum

Wenn Sie Ihre innere Haltung verändern wollen, müssen Sie sich in ein mentales Fitnesscenter begeben und lernen, sich selbst umzuprogrammieren.

  • Haben Sie eine oder mehrere Antworten gegeben, die Ihnen nicht gefallen: Gibt es Glaubenssätze, die Sie dazu finden können? Wo könnten diese herkommen? Und welchen Nutzen haben sie? Ein Beispiel: Jemand stellt fest, dass er Menschen gegenüber sehr misstrauisch ist. Dahinter könnte der Glaubenssatz stecken „Traue niemanden. Es gibt nur einen Menschen, auf den ich mich verlassen kann, und das bin ich selbst.“ Damit verbunden kann die Sorge sein, ausgenutzt oder enttäuscht zu werden. Das heißt, der Nutzen wäre in diesem Fall sich selbst zu schützen. Oft ist das bewusst machen bereits ein Schritt in die Veränderung. Ein weiterer Schritt kann sein, einen neuen Glaubenssatz zu finden, der stärkt anstatt schwächt.
  • Haben Sie eine Eigenschaft oder einen Charakterzug entdeckt, den Sie suboptimal finden? Wie wären Sie gern stattdessen? Tun Sie doch mal in manchen Situationen so als hätten Sie bereits diese Eigenschaft: Was würden Sie denken? Wie würden Sie handeln? Was würden Sie fühlen?
  • Sie haben Werte gefunden, die Ihnen wichtig sind, die Sie aber derzeit nicht leben können? Welche Möglichkeiten haben Sie, dies zu ändern?
    Sie haben immer wieder problemorientierte oder abwertende Gedanken über sich und/oder andere? Stoppen Sie diese, indem Sie beispielsweise bewusst und konzentriert das Gegenteil denken. Oder sich auf etwas Schönes fokussieren. Manchen Menschen stellen sich beispielsweise auch ein Stopp-Schild vor. Auch, wenn dies erst mal ungewohnt ist und Energie kostet. Jeder Gedanke, den Sie regelmäßig denken, hinterlässt Spuren in Ihrem Gehirn und verfestigt die dazugehörige Emotion und Verhaltensweise. Bei negativen Gedanken verfestigen Sie so krankmachende Muster. Umgekehrt fördern Sie bei positiven Gedanken Ihre Gesundheit. Trainieren Sie sich, stärkende Gedanken und Emotionen zu haben, indem Sie diese bewusst erzeugen.

 

Schätzen Sie sich wert! Egal, an welchem Punkt Sie gerade stehen. Wenn Sie Selbstwertschätzung nicht an Leistung koppeln, nimmt das Druck heraus und fördert Gesundheit!

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