Von der Stressfalle zu mehr Gelassenheit: eine ganz schöne Herausforderung!

Mit Achtsamkeit zur Lösungsfindung.

Raus-Stressfalle-Gelassenheit

Oh, wie gern hätten wir gerade für dieses Thema schnelle Lösungen. Und das Angebot an Heilsversprechen ist groß: Unzählige Seminare geloben sofortige Ergebnisse. Verschiedenste Methoden suggerieren, den ultimativen Weg zu zeigen. Massenhafte Artikel geben Tipps für den Umgang mit Stress.

Da kann ich nicht widerstehen und reihe mich doch glatt mal ein … Allerdings vorweg: eine schnelle Lösung kann ich nicht anbieten und die eine Strategie auch nicht. In letzter Konsequenz muss jeder selbst die Verantwortung übernehmen, für sich einen Weg zu finden und zu gehen, den er oder sie für richtig hält. Und das ist immer ein Prozess – und mit lebenslangem Lernen verbunden. 

Seriöse Berater und Trainer können diesen Prozess persönlichkeitsorientiert begleiten, Angebote machen und Impulse geben, damit jeder einzelne seine körperliche und mentale Gesundheit fördern kann. Die erfolgreiche Umsetzung jedoch, ist individuell unterschiedlich. Auch, wenn es einige Gemeinsamkeiten gibt.

Wahrnehmung schärfen.

Wer raus aus der Stressfalle will, sollte sich erst einmal bewusst machen, überhaupt in der Falle zu sitzen. Klingt paradox, ist aber tatsächlich gar nicht so weit her geholt. Denn wir alle haben unsere ganz persönlichen Gewohnheiten entwickelt mit Stress umzugehen. Manchmal sind uns unsere eigenen Verhaltensmuster schon so vertraut geworden, dass wir Stress gar nicht mehr als solchen wahrnehmen. Wir können uns so gut an Belastungen gewöhnen, dass wir sie als normal empfinden. Dabei spielt uns unser Gehirn einen gefährlichen Streich. Insbesondere bei Dauerstress hat unser Gehirn neuronale Netze angelegt, die automatisch auf bestimmte Reize reagieren. Und je öfter wir ein Verhalten oder eine Denkweise wiederholen, desto mehr festigt sich dieses Netzwerk. Die Folge: Wir sind einem bekannten Reiz ausgesetzt, denken gar nicht mehr nach und reagieren automatisch. Unsere Synapsen steuern unser Verhalten, sogar dann, wenn wir es eigentlich besser wüssten. Vielleicht kennen Sie das auch: So manch einer greift verstärkt zu Süßigkeiten, wenn er unter Druck steht. Meistens noch mit dem Satz „Ich sollte eigentlich nicht so viel Schokolade essen.“ Und schiebt sich dann trotzdem genüsslich das nächste Stück in den Mund. Andere ärgern sich ständig über ihren Vorgesetzten und „gönnen“ sich anschließend erst mal eine Pause, indem sie anfangen auf ihrem Handy zu spielen, zu streamen oder andere virtuelle Ablenkungen zu suchen. Alkohol, Rauchen, Drogen oder exzessiver Sport gehören natürlich auch in einem solch gewohnheitsmäßigen Verhaltensrepertoire. Wieder andere geben Druck gern weiter: an Mitarbeiter, Partner, Kinder oder die Dame an der Supermarktkasse. Auch beim Autofahren reagiert sich der eine oder andere gern mal ab.

Wenn uns unsere Verhaltensmuster schaden.

Werden solche Verhaltensmuster zum Dauerzustand, machen sie nicht nur latent unzufrieden, sondern schaden auch der Gesundheit. Erst, wenn unser Körper reagiert, trifft es uns „auf einmal wie ein Paukenschlag“. Dann fallen Sätze wie „Ich war mir gar nicht bewusst, so unter Druck gestanden zu haben.“ Oder wenn der Kollege plötzlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleidet, die Mitarbeiterin ein Magengeschwür hat, erschrecken wir, halten kurz inne, überlegen, ob uns das auch passieren könnte und machen dann kurze Zeit später doch weiter wie zuvor.

Warum? Weil Gewohnheiten zu ändern, gar nicht so leicht ist. Diese Routinen haben ja immer auch einen Nutzen: dem Stress zu entfliehen, Dampf abzulassen oder positiv ausgedrückt, sich zu entspannen und sich wieder gut zu fühlen. Dass wir letztlich den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, zeigt sich erst nach Jahren, wenn wir nur die Symptome gelindert haben, aber die eigentliche Ursache bestehen blieb.

Wollen wir Gewohnheiten, die uns letztlich krank machen und schaden, wirklich ändern, müssen wir den Nutzen, den wir durch sie haben, durch neue Verhaltensweisen ersetzen. Und diese zu finden, ist manchmal gar nicht so leicht. Wer abends durch mehrere Feierabendbiere oder Gläser Rotwein entspannt und plötzlich darauf verzichten soll, kommt letztlich wieder in Stress, wenn es keinen anderen Ausgleich gibt. Und dieser andere Ausgleich ist nicht für jeden gleich. Gern werden Ratschläge erteilt, wie „geh doch ins Fitnessstudio“, „fang an zu meditieren“ oder „mach Yoga“. Was den einen hilft, muss für den anderen noch lange nicht gut sein.

Gewohnheiten und Routinen geben Sicherheit

Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Faktor: Jeder Mensch hat sein individuelles emotionales Verhaltensmuster angelegt, wie er oder sie auf bestimmte Situationen reagiert. Entscheidend dafür, ob wir im Stress sind, ist unser jeweiliger emotionaler Zustand. Wie reagieren wir auf äußere Rahmenbedingungen? Mit jeder Reaktion gehen chemische Prozesse im Körper einher, die uns entweder stärken oder schwächen – und nach denen wir im wahrsten Sinne des Wortes – süchtig sein können. Unabhängig davon, ob es unangenehme oder angenehme Emotionen sind.

Ein bekanntes Beispiel sind „Adrenalin-Junkies“. Aber auch in unserem normalen Alltag kennen wir vertraute Emotionen: Angespanntheit, Sorgen, Melancholie, Ängste oder Wut können uns ebenso süchtig machen, wie Begeisterung, Euphorie oder Verliebt sein. Zum einen geben uns diese bekannten Emotionen Sicherheit, denn wir kennen sie, haben gelernt mit ihnen umzugehen und glauben daher, eine gewisse Kontrolle zu haben. Zum anderen hat sich unser Körper an den Hormoncocktail gewöhnt, den wir mit diesen Emotionen produzieren. Oft ist es für uns gar nicht vorstellbar, auf eine immer wieder kehrende, bekannte Situation ganz anders zu reagieren. Ungewohntheit birgt Unsicherheit. Und uns sicher zu fühlen, ist für unser Steinzeitgehirn überlebensnotwendig. Veränderungen hingegen führen erst einmal ins Ungewisse. Tief in unserem Inneren, fürchten wir, dass das gefährlich für uns werden kann.

Gewohnheiten zu ändern, ist also eine ganz schöne Herausforderung, der wir uns meist erst dann stellen, wenn es Zwänge gibt. Die können von außen kommen, wenn beispielsweise eine gravierende Veränderung in der Firma ansteht, oder von innen, wenn es zu einer schweren körperlichen Erkrankung kommt. Glücklicherweise entwickeln wir Menschen uns aber stetig weiter. Wir begreifen immer mehr, dass wir bereits präventiv für uns sorgen sollten. Rechtzeitig eine gesunde Balance und neue Verhaltensmuster zu finden, die echte Zufriedenheit bringen. Interessanterweise gilt das auch für Unternehmen. Viele Firmen sahen sich erst gezwungen, ein Gesundheitsmanagement einzuführen, als die Auswirkungen mess- und sichtbar wurden. Also die Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Belastung anstiegen, sich Fehlerquoten erhöhten, Leistungsfähigkeit und Produktivität sanken. Mittlerweile wächst jedoch das unternehmerische Bewusstsein, die Gesundheit der Mitarbeiter proaktiv und präventiv zu fördern. Eine gesunde Unternehmenskultur zu etablieren und zu halten wird zu einem permanenten Prozess. Zwar stehen wir hier erst an der Schwelle, aber das Bewusstsein wächst.

Praxistipps: So reduzieren Sie Stress.

Schritt 1: Selbstreflexion

Gewahrsein, Achtsamkeit und Bewusstsein sind die Zauberworte. Wie Sie es auch immer nennen wollen, der erste Schritt für eine gesunde Selbstführung ist ein bewusster, wertschätzender Umgang mit sich selbst. Dabei müssen Sie erst mal noch gar nichts ändern. Nehmen Sie einfach erst mal nur wahr, ob Sie sich in einer Stressfalle befinden. Was Sie dafür brauchen: Etwas Zeit zum inne halten und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Stellen Sie sich vielleicht folgende Fragen:

  • Wie fühle ich mich?
  • Was macht der Stress mit mir?
  • Welche Strategien habe ich, mit Stress umzugehen? Und sind diese wirklich auf Dauer gesund für mich oder verdränge ich nur?

Schritt 2: Identifikation der Stressfaktoren

Generell lassen sich Stressfaktoren in drei Bereiche unterteilen:
  • Äußere Stressoren: Budget- und Zielvorgaben, Termindruck, Reizüberflutung, ständige Unterbrechungen, mangelhafte Kommunikation …
  • Innere Stressoren: eigene Erwartungshaltung, Glaubenssätze, Werte, Gedankenmuster …
  • Soziale Stressoren: schlechtes Betriebsklima, schlechte Führung, Konflikte mit Kollegen, Mobbing …


Machen Sie sich klar, welche Faktoren Sie wirklich stressen. Auf welche haben Sie Einfluss?

Schritt 3: Lösungen finden

  • Was können Sie ändern: kurz-, mittel-, langfristig?
  • Welche Strategie ist hierfür die richtige?
  • Müssen Sie dafür Ihren „inneren Schweinehund“ überwinden? Ist es Ihnen das wert?
  • Welche Faktoren entziehen sich Ihrer Kontrolle? Und wie können Sie dann damit umgehen? Vor allem, wenn Dritte involviert sind, die sich unserer Meinung nach anders verhalten sollten, stoßen wir schnell an Grenzen. Denn andere Menschen zu ändern, liegt nicht in unserer Macht. Die Herausforderung besteht darin, uns emotional so zu regulieren, dass wir uns selbst stärken. Und das kann bedeuten, sich mental umzuprogrammieren. William James, Begründer der amerikanischen Psychologie, sagte einmal: „Wer seinen Geist verändern kann, kann sein Leben verändern.“ Und „Der Glaube bringt die Tatsache hervor.“ Heute weiß die Neurowissenschaft, dass unsere Gedanken, unsere Einstellungen und unsere Glaubenssätze, direkten Einfluss auf unseren körperlichen und mentalen Zustand haben. Die damit verbundenen Emotionen verursachen chemische Reaktionen, wirken auf unser Autonomes Nervensystem und unser Herz, die wiederum mehr als 90 % unserer Körperprozesse steuern.


Wie Sie sich umprogrammieren können? Stellen Sie sich beispielsweise vor, wie Sie sich in einer bestimmten Situation fühlen wollen. Statt vielleicht ärgerlich oder frustriert zu sein, lieber gelassen und ruhig. Versetzen Sie sich bewusst in diesen Zustand:

  • Wie würden Sie sich dann fühlen?
  • Wie verhalten?
  • Was würden Sie sagen und denken?
  • Welche Auswirkungen hätte das auf Sie selbst und auf Ihre Umgebung?


Selbst, wenn Sie diesen Zustand nur einige Sekunden aufrechterhalten können, bewirken Sie damit bereits etwas. Und je öfter Sie sich mental umprogrammieren, desto eher wird es für Sie zu einer neuen Gewohnheit werden. Im Gehirn werden dafür neue, neuronale Netze geschaffen. Das lässt sich heute sogar messen.

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