Kommunikation: Spiegel unseres Miteinanders
Wie wir miteinander kommunizieren zeigt, wie wir miteinander umgehen.
Wie wir miteinander kommunizieren zeigt, wie wir miteinander umgehen.
Vor kurzem verfolgte ich gespannt, wie mein Nachbar im Garten einen beinahe epischen Telefonmarathon absolvierte. Mehr als 45 Minuten redete er ohne Pause. Die Frage, die sich sofort aufdrängte: Wie mag es wohl dem Gesprächspartner auf der anderen Seite der Leitung ergangen sein? Hatte dieser tatsächlich mit wachsender Faszination zugehört? Oder war sie eher gelangweilt? Vielleicht sogar genervt oder verärgert? Hat er innerlich bereits resigniert und abgeschaltet, weil sie einfach nicht zu Wort kam? War es anstrengend, so lange schweigend zuzuhören?
Kennen Sie das Gefühl? Wenn Ihr Gegenüber in einem nicht enden wollenden Monolog versinkt, und Sie selbst nur als stiller Stichwortgeber agieren? Wenn Sie nach einem echten Austausch streben, nur um stattdessen mit Weisheiten und Floskeln überschüttet zu werden? Wenn Sie sich einfach als Statist fühlen?
Wie gehen Sie persönlich mit Kommunikation um? Was erwarten Sie von einem Gespräch? Sind Ihre Worte stets ein Spiegelbild Ihrer Gedanken? Lauschen Sie aufmerksam, wirklich aufmerksam, um Ihr Gegenüber nicht nur inhaltlich, sondern auch menschlich zu verstehen? Oder sind Sie auch nur darauf bedacht, wieder selbst das Wort ergreifen zu können? Wächst Ihre Ungeduld, wenn Sie nicht sprechen dürfen? Oder hegen Sie ehrliches Interesse an dem, was Ihr Gesprächspartner zu sagen hat?
Der Managementexperte Stephen R. Covey brachte es auf den Punkt: „Das größte Kommunikationsproblem ist: Wir hören nicht zu, um zu verstehen. Wir hören zu, um zu antworten.“
Die Art und Weise, wie wir kommunizieren, ist ein Spiegelbild unserer zwischenmenschlichen Beziehungen und Emotionalen Intelligenz. Sie zeigt, wie gut wir in der Lage sind, uns auf andere Menschen einzulassen. Und wann? Wenn wir selbst in einem entspannten und gelassenen Zustand sind, und es uns gerade leicht fällt, dem anderen zuzuhören? Oder vermögen wir dies auch in Stresssituationen oder gar in Momenten, in denen unser Gegenüber uns verärgert?
Kommunikation ist hochemotional und motiviert von unseren aktuellen Bedürfnissen. Sie bietet uns einen faszinierenden Einblick in die geistige wie seelische Verfassung aller Beteiligten. Sie zeigt auch, wie weit unser Blick über den Tellerrand reicht und wir bereit sind, die Welt aus der Perspektive unseres Gesprächspartners zu betrachten.
Spannend ist, dass das Wort „Kommunikation“ in seiner ursprünglichen Bedeutung tatsächlich das Konzept des „Gemeinsamen“ verkörpert. Aus dem Lateinischen stammend, leitet sich „communicare“ von „teilhaben, mitteilen“ und „communis“ von „gemeinsam“ ab. Und genau darum dreht sich unser gesamtes Leben: Gemeinsam mit anderen leben und arbeiten, und zwar auf eine Weise, die es uns ermöglicht, uns in unseren privaten und beruflichen Beziehungen wohlzufühlen, geschätzt zu werden und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu erleben. Diese Dynamik fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern stärkt auch die Kundenbindung, unsere Führungskompetenzen und unsere mentale sowie körperliche Gesundheit.
Und wie wir diese Gemeinsamkeit leben, zeigt sich in unserer Kommunikation.
Gelungene Kommunikation ist eine emotionale Herausforderung und hat viele Aspekte:
Wie die Kunst des Zuhörens und Einfühlens, ohne Vorurteile. Das heißt offen zu sein und eine Haltung einzunehmen, die den anderen in seiner Individualität und Würde respektiert und anerkennt.
Es ist auch die Fertigkeit, unsere innersten Gedanken und Emotionen in authentische Botschaften zu übersetzen und sie mit unseren Worten in Einklang zu bringen.
Eine Schlüsselkomponente erfolgreicher Kommunikation liegt im aktiven und wertfreien Zuhören. Dies bedeutet weit mehr, als nur die Worte des Gesprächspartners aufzunehmen. Es erfordert die Fähigkeit, hinter die Fassade zu blicken und die subtilen Signale auf der menschlichen Ebene zu erfassen. Ein Stück weit in den Schuhe des anderen zu gehen und zu fragen: Was möchte er oder sie wirklich mitteilen? Welche Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt? In welchem emotionalen Zustand befindet sich mein Gesprächspartner gerade? Welche Informationen sind besonders wichtig?
Oftmals neigen wir dazu, uns auf die sachlichen Informationen zu konzentrieren und vernachlässigen die menschliche Komponente der Kommunikation. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen. Aktives und wertfreies Zuhören erfordert zunächst einmal den eigenen Redebedarf hinten anzustellen, auch wenn wir wichtige Informationen weitergeben möchten. Wenn beide Parteien gleichzeitig versuchen, ihre Botschaften loszuwerden, prallen diese oft aufeinander und Konflikte sind vorprogrammiert. Es kann hilfreich sein, die Reihenfolge der Redner zu vereinbaren, um sicherzustellen, dass beide zu Wort kommen können.
Um sicherzustellen, dass Sie Ihr Gegenüber richtig verstanden haben, wiederholen Sie am besten in eigenen Worten, was Sie gehört oder wahrgenommen haben. Sie können auch gezielte Fragen stellen, um ein noch besseres Verständnis zu erreichen.
Beispielsweise die positive Formulierung. Wir sollten versuchen, Verneinungen zu vermeiden und uns stattdessen darauf zu konzentrieren, unsere Wünsche und Ziele positiv und lösungsorientiert auszudrücken. Das macht es dem Gesprächspartner einfacher, unsere Absichten zu verstehen und gemeinsam Ziele zu erreichen.
Die Verwendung von Ich-Botschaften anstelle von Du-Behauptungen kann ebenfalls dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Statt zu sagen: „Du musst…“ oder „Du solltest nicht…“, können Sie sagen: „Mir ist wichtig, dass…“ und Ihre Meinung begründen. Dies fördert Transparenz und Klarheit in der Kommunikation.
Schließlich gilt es auch darauf zu achten, auf Verallgemeinerungen zu verzichten und sich stattdessen auf konkrete Beschreibungen von Situationen oder Verhalten zu konzentrieren. Statt „man sollte“ oder „man kann“ zu sagen, sollten wir spezifisch sein und „Ich“ nutzen oder das Verhalten einer Person zu beschreiben.
Wenn Spannungen oder Konflikte auftreten, ist es ratsam, diese rechtzeitig anzusprechen und zu klären, anstatt sie zu ignorieren. Unausgesprochene Spannungen können sich aufstauen und die Kommunikation, die Leistung und die Beziehungen negativ beeinflussen. Klare und offene Kommunikation ist daher entscheidend für eine gesunde und produktive Interaktion.
Kommunikation ist weit mehr ist als nur das Übermitteln von Informationen. Sie ist ein Schlüssel zur Gestaltung gesunder, positiver Beziehungen in allen Bereichen unseres Lebens. Und sie spiegelt wider, wie wir miteinander umgehen.
Übrigens: Das gilt nicht nur im persönlichen Kontakt, sondern auch im telefonischen, SMS-, Mail- oder virtuellen Miteinander.
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Gabriela Wischeropp
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