Wie? Mehr Herz? Natürlich haben wir alle ein Herz und die meisten benutzen es auch, nicht nur organisch. Gemeint ist jedoch, dass wir oft keine ausgewogene Balance zwischen Herz und Verstand haben. Unser Bewusstsein und unsere Denkfähigkeit verführen uns meist dazu, unserem Gehirn mehr zu vertrauen und zeitweise sogar zu überlasten. Nicht selten drehen wir uns gedanklich im Kreis, können uns nicht entscheiden, wälzen Probleme, können jeglicher Sicht etwas abgewinnen oder diskutieren ohne Ende, um andere von unserer Sichtweise zu überzeugen. Wir denken und denken und denken und kommen irgendwann gar nicht mehr aus dieser Kopflastigkeit heraus.
Denken gibt uns Sicherheit, weil es klarer, greifbarer ist. Wir können mit anderen darüber sprechen, können Verhalten und Entscheidungen erklären oder nachvollziehen. Doch damit tappen wir gern in eine Falle. Denn irgendwo spüren wir, das was fehlt. Irgendwas fühlt sich nicht ganz rund an. Eine Ursache kann sein, dass wir in unserem Leben meist viel zu wenig Zugang zu unserem Unterbewusstsein und unserem Herz haben. Dort sind nämlich unsere feineren Sinne zu finden, und die sind nicht ganz so deutlich wahrnehmbar.
Es gibt Menschen, die tatsächlich ein Großteil ihres Lebens aus dem Bauch heraus leben. Nicht selten stoßen sie damit auf Unverständnis, weil das Argument „Ich fühle, dass es so richtig ist.“ kaum anerkannt wird. Interessanterweise sind diese Menschen oft glücklicher.
Wenn wir im Berufs- und Privatleben mehr lernen auch unser Herz in unser Verhalten, unsere Entscheidungen und unseren Umgang mit anderen mit einzubeziehen, verlassen wir zwar zeitweise gewohnte Pfade, die uns Sicherheit geben, doch wir arbeiten und leben wahrscheinlicher gesünder und zufriedener.
Wenn wir über das Herz sprechen, denken wir meist zuerst an unsere körperliche Gesundheit. Ist der Blutdruck normal, funktioniert das Herz-Kreislauf-System? Oder wir verknüpfen damit Romantik und Liebe. Manche Menschen assoziieren auch spirituelle Qualitäten mit dem Herz: Intuition, Weisheit, innere Führung oder höhere Intelligenz.
Tatsächlich steht das Herz für all das. Seit Beginn der Menschheit, über Kulturen hinweg, ist das Herz Symbol und Quelle für Gesundheit, Liebe und Führung.
Die alten Ägypter dachten, dass sich das Gewissen im Herzen befindet. Es konnte erzählen, ob man aus guten und reinen Motiven, selbstloser Liebe oder aus dunklen, destruktiven Impulsen handelte. Alle Sünden, die verübt wurden, wurden ihrer Meinung nach im Herzen gespeichert und machten dieses schwer. Nach dem Tod wurde das Herz des Verstorbenen gewogen. Und nur diejenigen, deren Herzen leichter war als eine Feder hatten Zugang zum Himmel.
Im Alten Testament wird das Herz als wichtigstes Sinnesorgan dargestellt. Mit der Außenwelt kann nur über das Herz erfolgreich Kontakt aufgenommen und kommuniziert werden. So wird Gott von König Salomo gebeten, dass er ihm ein „hörendes Herz“ geben möge, um zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. Damit er das Volk klug leiten und angemessen über es richten könne. Noch heute verstehen wir unter einem salomonischen Urteil eine weise und gerechte Entscheidung.
Im alten Israel war das Herz sogar der Sitz der Vernunft und des Denkens. Wer verstehen, erkennen, wissen, urteilen und vernünftig entscheiden wollte, konnte das nur aus dem Herzen heraus. Das Herz war das zentrale Sinnesorgan für Fühlen, Denken und Wollen.
Dann kam im 17. Jahrhundert die wissenschaftliche Revolution und man begann Geist und Körper zu trennen. Das Herz wurde nur noch als Muskel angesehen, als eine physische Pumpe, die Blut in unserem Körper bewegt, statt einem Organ, das in der Lage ist, Gefühle, Entscheidungen und Kommunikationsfähigkeit zu beeinflussen und zu lenken.
Heute stehen wir wieder an einem wissenschaftlichen Scheidepunkt. Die Forschung entdeckt wieder die wahre Bedeutung unseres Herzens und verbindet das, was unsere Ahnen schon wussten mit den organischen Funktionen: das Herz ist ein hochsensibles Sinnesorgan, das für unsere körperliche, mentale und seelische Gesundheit entscheidend ist. Sei es, dass es um Lösungen, Kommunikation, Lebenswege, unserem Platz in der Welt, Verständnis, Entscheidungen oder Führung geht. Es reagiert feinsinnig auf Gefühle und Emotionen. Kann diese aber auch beeinflussen. Wenn es darum geht, Ziele und Visionen zu erreichen, erfolgreich und glücklich im Leben zu sein, brauchen wir unser Herz.
Seit mehr als 25 Jahren ist bekannt, dass das Herz über ein eigenes neuronales Netzwerk verfügt. Das „kleine Gehirn im Herzen“, das selbstständig mit dem Gehirn im Kopf kommuniziert. Und wie diese Kommunikation stattfindet – kohärent oder inkohärent – hat Einfluss auf unser Denken, unsere Leistungsfähigkeit, unser Gefühlsleben und unsere organischen Prozesse. Etwas poetisch ausgedrückt dirigiert unser Herz alle unsere Körperprozesse. In jeder unserer Zellen erklingt der Herzrhythmus, schwingt mit diesem und verbindet alle Teile miteinander. Er ist wie eine musikalische Sprache, über die das Herz mit unserem Körper kommuniziert. Wissenschaftler sprechen hier von der Herzkohärenz.
Und unser Herzrhythmus ist eng mit unseren Emotionen verknüpft. Schauen wir uns mal die ganz großen Gefühle an, wie Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit, Freude, Einheit, Akzeptanz, Selbstlosigkeit oder Menschlichkeit, dann würde kaum jemand bestreiten, dass diese mit dem Herzen verbunden sind. Aber eben nicht nur seelisch, sondern auch körperlich. Generell wechselwirkt tatsächlich jede Emotionen mit unserem Herzen. Von der wohligen Entspannung über die kleine Heiterkeit bis hin zur alles erfüllenden Glückseligkeit. Unser Herzrhythmus verändert sich und es finden chemische Reaktionen in unserem Körper statt.
Das Problem dabei ist: Wir glauben, dass wir keinen Einfluss auf unser Herz und unsere Emotionen haben, dass diese Zustände abhängig von äußeren Umständen sind. Und nicht, dass wir sie nach Bedarf erzeugen können. Unsere Gefühle scheinen ein Eigenleben zu führen.
Die moderne Herzkohärenzforschung weiß jedoch: Wir verfügen über die Fähigkeiten, unsere innere Befindlichkeit zu regulieren, unabhängig von äußeren Bedingungen. Wie bei jeder Fähigkeit wichtig: Das willentliche Erzeugen von Herzkohärenz und Emotionen erfordert Wissen, Umsetzung in die Praxis und Übung.
Unsere heutige Gesellschaft und jeder Einzelne von uns stehen vor der großen Herausforderung unser geistiges und emotionales Gleichgewicht zu wahren. Wir wissen zwar, dass mentale, seelische und körperliche Gesundheit zusammenhängen. Doch wir tragen dem im Alltag selten Rechnung. Meist reagieren wir erst, wenn unser Körper uns unsere Grenzen sehr deutlich zeigt.
Wollen wir also ein möglichst gesundes und erfülltes Leben führen, müssen wir im Kontakt mit unserem Herzen sein und die Fähigkeit stärken, uns selbst emotional zu regulieren. Viele Tipps habe ich hierzu bereits in meinen anderen Blogbeiträgen gegeben. Daher möchte ich an dieser Stelle das Augenmerk darauf legen, dass wir uns generell wieder mehr mit unserem Herzen verbinden und dies in unser Leben integrieren.
Die Stimme unseres Herzens wahrzunehmen, ist oft gar nicht so einfach. Das ist wie die Einstellung eines Radiosenders. Die richtige Frequenz zu finden, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Immer wieder gibt es Störgeräusche, Frequenzüberlagerungen und es tauchen plötzlich andere Stimmen auf. Manchmal nehmen wir auch nur ein Flüstern wahr und müssen ganz genau hinhören.
Verbinden Sie sich mit Ihrem Herzen
Der allererste Schritt ist, dass Sie sich bewusst zu werden: Sie haben ein Herz! So banal das klingt, so schwer kann es sein. Natürlich wissen wir das rational. Aber fühlen Sie es auch?
Am besten verbinden wir uns mit unserem Herzen, wenn es still ist. Außen wie innen. Wenn wir uns Räume zum Innehalten schaffen, fällt es leichter, in uns hinein zu horchen. Es müssen aber nicht groß organisierte Pausen sein, auch zwischendurch können Sie immer mal wieder kurz die Stopptaste drücken. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Brustmitte, Ihr Herz. Nehmen Sie es bewusst wahr. Lernen Sie, achtsam mit diesem Bereich zu sein, dann werden Sie mit der Zeit immer mehr in Kontakt kommen. Erwarten Sie nichts, sondern nehmen Sie einfach wahr, was ist.
Effektiv sind natürlich auch spezielle Herzmeditationen. Die müssen gar nicht mal sehr lang sein. So kann beispielsweise das Herzfokussierte Atmen von ein, zwei Minuten schon sehr hilfreich sein.
Machen Sie sich nichts daraus, wenn Sie anfangs gar nichts fühlen. Je nachdem von welchem Niveau aus Sie starten, braucht es einige Zeit bis Sie eine Verbindung wahrnehmen. Chinesisch lernen Sie auch nicht über Nacht.
Manchmal kann es auch sein, dass plötzlich Ängste hoch kommen. Dann nehmen Sie diese einfach zur Kenntnis. Bekämpfen und verdrängen Sie sie nicht. Lassen Sie sie ziehen.
Selbstliebe
Lieben Sie sich selbst? Wenn ja, spüren Sie es? Das ist dann natürlich das Nonplusultra. Wenn Sie es spüren können, versuchen Sie regelmäßig in dieses Gefühl hinein zu gehen. Falls Sie die Frage bejahen können, aber es nicht fühlen, versuchen Sie in Verbindung mit Ihrem Herzen diese Emotion wahrzunehmen. Auch, wenn es nur wenige Sekunden ist. Je öfter Sie das tun, desto leichter wird es Ihnen fallen – und Sie werden sehen, dass Sie auf Dauer zufrieden sind. Sollten Sie die Frage verneint haben, wird das eine ganz schöne Herausforderung. Die Ursachen können vielfältig sein. Eine tiefere Schau würde an dieser Stelle zu weit führen. Nur so viel: Sprengen Sie diesen Panzer, denn Sie sind es wert, sich selbst zu lieben!
Seien Sie sich Ihrer Werte bewusst
Versuchen Sie im Kontakt mit Ihrem Herz Ihre Werte wahrzunehmen. Was ist Ihnen wirklich wichtig im Leben? Werte sind in der Regel Herzensqualitäten. Das können Sie auch im Beruf machen. Bevor Sie in eine Besprechung gehen, das Telefongespräch annehmen, den Kunden bedienen, nehmen Sie sich ein paar Sekunden, diese Werte zu fühlen. Wenn für Sie Respekt, Wertschätzung, Menschlichkeit oder Akzeptanz wichtige Werte sind, werden Sie ganz anders in den Termin gehen.
Übrigens: Reich zu werden oder beruflich erfolgreich zu sein, ist kein Wert. Es ist eine Strategie, mit der Sie sich Ihre Werte und Bedürfnisse erfüllen wollen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich um einen Wert handelt, ersetzten Sie das Wort „Wert“ durch „Tugend“. Dann spüren Sie, ob es passt. Spüren geht übrigens nicht mit dem Kopf …
Verschenken Sie Freude
Ob Mitarbeiter, Kollegen, Vorgesetzte, Dienstleister, Kunden, Freunde oder Familie – wem können Sie heute Freude schenken? Das muss nichts Großes sein. Ein Lächeln, eine wertschätzende Botschaft oder einfach mal eine Minute Zeit nehmen und zuhören sind kleine Geschenke, die wir täglich machen können. Versuchen Sie dabei, sich mit Ihrem Herz zu verbinden. Sie geben ganz anders und sie spüren selbst die Freude dabei. Schließlich kommt das Sprichwort „Geteilte Freude ist doppelte Freude.“ nicht von ungefähr.
Trainieren Sie Ihre Intuition
Wenn Sie auch in schwierigeren Situationen auf Ihr Herzens vertrauen wollen, üben Sie mit einfachen Dingen. Versuchen Sie Prognosen für Situationen im Alltag zu treffen. Und prüfen Sie, wie diese Vorhersagen in Ihnen entstehen. So können Sie beispielsweise Ihrer Intuition die Auswahl der „richtigen“ Supermarktkasse überlassen. Oder die Farbe des Autos, das als nächstes um die Ecke biegt. Mit der Zeit werden Sie lernen, die inneren Stimmen zu unterscheiden. Meist sind es nur ganz feine Mikroimpulse, die wahrgenommen werden wollen. Wenn Sie entspannt sind, ist es leichter. Unter Stress ist es schwer, intuitiv zu sein. Erst recht, wenn es große Probleme oder Konflikte mit anderen Menschen gibt.
Spüren Sie generell mehr in sich hinein. Dort gibt es wunderbare Dinge zu entdecken!
Weitere spannende Beiträge:
Teilen Sie diesen Beitrag:
Lassen Sie uns reden.
Ich freue mich auf Ihre Nachricht!
Gabriela Wischeropp
Unterhachinger Str. 49
D – 81737 München