Sie wollten eigentlich nur kurz eine Information über den Zwischenstand des Projektes und Ihr Mitarbeiter erklärt Ihnen akribisch in allen Details den Status quo? Oder Sie beauftragen eine Mitarbeiterin mit einer kleinen Analyse und bekommen nach einer Woche eine 50-seitige-Excel-Tabelle. – Perfektionistische Mitarbeiter zu führen, kann zu einer Meisteraufgabe werden.
Das Positive an Perfektionisten: Sie gehen total in ihrer Arbeit auf, wollen 120%ige Leistung abliefern, sind zuverlässig, fachlich meist eine absolute Koryphäe, sehen auch das kleinste Detail und gehen den Dingen auf den tiefsten Grund. Ihre analytischen Fähigkeiten sind in der Regel herausragend.
Die Herausforderung für Führungskräfte und Kollegen: Perfektionisten sind oft pedantisch, anstrengend, blockieren den Arbeitsfluss und sind zeitraubend. Wenn sie sich in eine Sache verbohren, verlieren sie leicht das Ziel aus den Augen, beschäftigen sich übermäßig lange mit Details und lassen andere, wichtige Dinge liegen. Ressourcenorientiert zu arbeiten ist selten ihre Stärke. Ebenso wenig wie die Fähigkeit zu delegieren. Lieber machen sie die Arbeit selbst. Denn es kann ihnen ja eh keiner recht machen.
In bestimmten Berufen, wie Ingenieure, Analytiker, Entwickler oder auch Ärzte, sind Perfektionisten absolut notwendig und wunderbare Mitarbeiter. Führungskräfte müssen ein besonderes Augenmerk auf sie haben. Warum? Zum einen, weil sie sie ins Team integrieren müssen: Denn die meisten Menschen arbeiten eher nach dem Pareto-Prinzip und das kann schnell zu Konflikten führen. Und zum anderen, weil perfektionistische Mitarbeiter sich selbst schaden können.
Generell lassen sich zwei Typen von Perfektionisten unterscheiden: funktionale und dysfunktionale – wie es in der Fachsprache heißt. Die Funktionalen wollen Spitzenleistung bringen und haben Freude daran, wenn sie ihr Bestes geben und ein perfektes Ergebnis erzielen. Sie können aber auch damit umgehen, wenn was schief läuft. Während die Dysfunktionalen ihre Leistung eng mit ihrem Selbstwertgefühl verknüpfen. Sie gehen übermäßig hart und kritisch mit sich selbst ins Gericht. Bei dem kleinsten Fehler fühlen sie sich als Versager. Deshalb grübeln sie ständig, spielen alle Möglichkeiten und eventuelle Konsequenzen immer wieder durch, damit ihnen eben möglichst kein Fehler passiert. Dadurch stehen sie unter Dauerbelastung. Irgendwann halten Körper, Geist und Psyche diesen chronischen Stress nicht mehr Stand. Dann kommt es zu Erschöpfungen, Depressionen oder anderen seelischen wie körperlichen Erkrankungen.
Wer gesund führen will, sollte das daher im Blick haben und darauf achten, dass insbesondere dysfunktional perfektionistische Mitarbeiter bei ihrem Streben nach Höchstleistungen nicht früher oder später in den Burnout geraten. Das bedeutet einerseits auf der Arbeitsebene eng zu führen und andererseits auf der zwischenmenschlichen Ebene eine wertschätzende, menschliche Basis aufzubauen. Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf die regelmäßige Überprüfung der psychischen Belastung und des emotionalen Zustandes gelegt werden, um gegebenenfalls schon auf kleinste Anzeichen reagieren zu können.
Allgemein müssen Perfektionisten sehr eng geführt werden. Eine klare Struktur und konkrete Anweisungen sind wichtig. Kommunikationsfähigkeit ist hier also besonders gefragt. Im Laufe der Zusammenarbeit werden Sie Perfektionisten regelmäßig zur Räson rufen müssen. Das heißt Präsenz, Mut, Zeit und Energie sind immer wieder gefordert. Mut deswegen, weil es nicht nur anstrengend, sondern auch konfliktreich sein kann. Sie brauchen eine stringente und gleichzeitig wertschätzende Haltung. Ein paar konkrete Tipps:Wenn Sie eine Arbeitsaufgabe haben, sagen Sie ganz deutlich, was ihr Mitarbeiter nicht und was er oder sie stattdessen tun soll. Also beispielsweise keine 50 Seiten schreiben, sondern eine 2-seitige Zusammenfassung.
Natürlich gilt das alles auch für die Führung von nicht-perfektionistischen Mitarbeitern. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass sie bei diesem Typ noch bewusster, klarer und frühzeitiger agieren müssen als bei anderen Charakteren.
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Gabriela Wischeropp
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