Agiles Projektmanagement: Gesunder Menschenverstand in Aktion

Innovation oder kalter Kaffee?

Success-Agiles-Projektmanagement

In der Welt des Projektmanagements wird viel über Agilität gesprochen – ein Ansatz, der oft als revolutionär und innovativ bezeichnet wird. Doch bei genauerem Hinsehen könnte man argumentieren, dass die Grundpfeiler des Agilen Projektmanagements im Grunde genommen einfach gesunder Menschenverstand in Aktion sind. Schauen wir uns doch mal die einzelnen Komponenten an: 

Iterative Entwicklung: Lernen durch Handeln

Die Idee, in kleinen Schritten voranzuschreiten und dabei kontinuierlich zu lernen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Wir lernen durch Erfahrung, und kleine, wiederholte Schritte ermöglichen es uns, auf Veränderungen zu reagieren. Agiles Projektmanagement nimmt diesen fundamentalen Ansatz und integriert ihn bewusst in den Projektablauf.

Kundenorientierung: Was der Kunde wirklich will

Es klingt wie eine bahnbrechende Erkenntnis: Der Kunde soll im Mittelpunkt stehen. Werfen wir mal einen Blick auf viele Unternehmensleitbilder, so finden wir diesen Satz so oder so ähnlich sicher auf (fast) allen wieder. Denn ein gesunder Menschenverstand sagt uns, dass ein zufriedener Kunde der Schlüssel zum Erfolg ist. Trotzdem sah man anscheinend 2001 die Notwendigkeit im Agilen Manifest darauf hinzuweisen, dass die Zusammenarbeit mit dem Kunden wichtiger als die Vertragsverhandlungen sind. 

Selbstorganisierende Teams: Vertrauen und Verantwortung

Menschen neigen dazu, besser zu arbeiten, wenn man ihnen Vertrauen schenkt und sie Verantwortung übernehmen lässt. Agiles Projektmanagement setzt auf selbstorganisierende Teams, die flexibler und effizienter auf Herausforderungen reagieren können. 

Kontinuierliches Feedback: Der Weg zur Verbesserung

Die Idee, regelmäßiges Feedback zu geben und zu erhalten, um kontinuierlich besser zu werden, ist nicht neu. Jeder, der jemals etwas gelernt oder verbessert hat, kennt die Kraft konstruktiver Rückmeldungen. Agiles Projektmanagement institutionalisiert diesen Grundsatz, um sicherzustellen, dass Teams sich kontinuierlich weiterentwickeln.

Flexibilität und Anpassung: Die Realität akzeptieren

Die Welt verändert sich ständig, und starre Pläne können oft zum Scheitern verurteilt sein. Agilität erkennt dies an und betont die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Gesunder Menschenverstand sagt uns, dass sich die besten Pläne manchmal ändern müssen, um erfolgreich zu sein.

In einer Welt, die von Technologie, Komplexität und ständigem Wandel geprägt ist, könnte man argumentieren, dass agiles Projektmanagement nicht so sehr eine revolutionäre Neuerung ist, sondern eher eine bewusste Anwendung von grundlegenden Prinzipien des gesunden Menschenverstands. Agilität ist also nicht nur ein Framework für Projekte, sondern eine Erinnerung daran, wie erfolgreiches, gesundes Arbeiten aussieht.

Aber warum müssen wir daran erinnert werden?

Weil wir immer wieder vergessen, dass wir Menschen sind. Und zwar Menschen, die teilweise immer noch auf Steinzeitniveau (re)agieren. Und das macht es oft so schwer, Agilität zu leben. 

Unser Organismus, und insbesondere Teile unseres Gehirns, sind darauf ausgelegt, ständig unsere Umgebung zu scannen, ob uns eine Gefahr droht. Und dafür zu sorgen, dass wir überleben. Wenn sich diese Umgebung oft ändert, wird das auf Dauer ganz schön anstrengend. Denn unser Gehirn legt sehr gern Muster für sich wiederholende Dinge an. Das spart Energie. 

Einerseits sind gerade Anpassungsfähigkeit und Flexibilität wichtige Fähigkeiten, damit wir dieses Ziel des Überlebens erreichen. Andererseits gibt es aber auch Gegenspieler: nämlich die Bedürfnisse nach Kontrolle, Sicherheit und Beständigkeit. Eben möglichst wenig Veränderungen zuzulassen, damit wir den Überblick behalten.

Interessanterweise sind für Flexibilität und Beständigkeit jeweils zwei verschiedene Gehirnbereiche zuständig.

Agilität ist also eine Frage, welcher Teil unseres Gehirn die Vorherrschaft gewinnt. 

Eines der ältesten Bereiche unseres Gehirns, das limbische System, ist dafür zuständig, unser Überleben zu sichern und setzt unbewusst entsprechende Reaktionen in Gang. Verändern sich plötzlich Situationen, Rahmenbedingungen oder vertraute Gewohnheiten, wissen wir zunächst nicht, welche Konsequenzen das für uns hat und ob wir einer Gefahr ausgesetzt sind. Wir müssen die Lage sondieren, die Umgebung neu betrachten und bewerten und sind der Unsicherheit ausgeliefert, ob wir die notwendigen Fähigkeiten haben werden, mit dieser neuen Situationen umzugehen. Das bedeutet Stress. Automatisch tritt unser limbisches System in Aktion und glaubt, unsere Leben ist in Gefahr und wirft den Überlebensmodus an. Und das kann mitunter ganz schön anstrengend werden und ist mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Oft ist eine beliebte Strategie, schnell wieder eine vertraute Situation herzustellen, damit wir uns sicherer fühlen. Also wehren wir uns gegen Veränderungen. Wir wollen dieser emotionalen Unsicherheit nicht ausgesetzt sein.

Der Gegenspieler: unser Großhirn

Unser Großhirn, das sich übrigens erst viel später als das limbische Gehirn entwickelt hat, kann hier Abhilfe schaffen. Denn insbesondere unseren präfrontalen Cortex nutzen wir für folgende Fähigkeiten:

  • dem Planen von (komplexen) Handlungen und kombinatorischem Denken
  • der Affektkontrolle
  • für ethisches und soziales Handeln
  • dem Ergreifen von Initiative
  • dem Treffen von Entscheidungen
  • zur Konzentration

Also genau die Kompetenzen, die wir brauchen, wenn wir flexibel auf neue Anforderungen reagieren und gleichzeitig ein konstruktives Miteinander schaffen wollen. 

Was wäre dann also die Lösung für eine Änderung unseres Mindsets für mehr Agilität?

Vereinfacht gesagt: Indem wir unseren präfrontalen Cortex aktivieren. Selbstreflexion ist dabei ein wichtiger Aspekt. Der Neurowissenschaftler Joseph LeDoux hat mit seinen Kollegen gezeigt, dass wir durch Selbstwahrnehmung die Aktivität des limbischen Gehirns reduzieren und den präfrontalen Cortex aktivieren können. Die Neurowissenschaft zeigt, dass wir das, was wir fühlen, nur verändern können, indem wir uns unseres inneren Erlebens bewusst werden. Und lernen, uns mit unseren Vorgängen vertraut zu machen. Wenn Unternehmen also Agilität fördern wollen, gilt es, nicht einfach nur, Regeln und Werte vorzugeben, sondern auch dem neurowissenschaftlichen Prozess Rechnung zu tragen. Und die Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter hinsichtlich dieser Erkenntnisse zu fördern. Sich also auf zwei Ebenen zu bewegen: der sachlich-rationalen und der emotionalen. Natürlich. Genau das soll ja ein agiler Coach oder auch ein Scrum Master berücksichtigen. Doch wie wieviel Ressourcen werden dafür tatsächlich vom Unternehmen bewilligt? Wie ist die Implementierung in der Praxis wirklich? Wie ist Ihre Erfahrung?

Und noch ein kleiner Praxistipp:

Der mittlerweile ziemlich strapazierte Begriff der Achtsamkeit, spielt hier eine große Rolle. Denn Selbstreflexion und Achtsamkeit hängen eng miteinander  zusammen. Beides verändert unser Gehirn dahingehend, dass wir entspannter werden.

Bringen Sie doch mal wieder Ihre Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt. Konzentrieren Sie sich bewusst mit allen Sinnen auf das, was sie gerade tun und wahrnehmen. In Ihrem Inneren, wie im Außen. Mehr zur Achtsamkeit finden Sie hier:  https://gabrielawischeropp.de/achtsamkeit-gehirn-topform

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